Die Geschichte des Flugplatzes Neustadt-Glewe

Einer unserer Kameraden, Marko Groß, hat knallhart geforscht. Freut euch auf eine klasse Aufarbeitung der Geschichte unseres Flugplatzes. Ihr werdet erstaunt sein, was früher so alles bei uns geflogen ist.

Entstehung und Ausbau

 

 

Der Flugplatz Neustadt Glewe bestand ab Mitte der 30er Jahre und hatte ab ca. 1938 den Status eines kleinen Landeplatzes.

Die Oberfläche ist Gras und in einer Karte, die vermutlich von 1943 stammt, wird eine Platzgröße von 1200 x 750 m angegeben. Er wurde in dieser Zeit hauptsächlich als Übungs- und Landeplatz für die Ausbildungseinheiten der umliegenden Fliegerhorste PARCHIM, LUDWIGSLUST, SCHWERIN/GÖRRIES, HAGENOW, GÜSTROW, PERLEBERG und WITTSTOCK genutzt, wobei der Fliegerhorst PARCHIM bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges der Leitfliegerhorst war.

 

Im Jahre 1939 erfolgte der weitere Ausbau des Platzes. Dabei wurden im nördlichen Bereich massive Flugzeughallen, Werkstätten, Tanklager, Peilanlagen und Unterkunftsbaracken errichtet.

Sämtliche Flugzeughallen hatten asphaltierte Vorfelder und es existierten betonierte Rollwege, deren mehr oder weniger gut erhaltene Reste noch heute vor den neu erbauten Hallen bzw. entlang des nördlichen Waldrandes vorhanden sind. Hier findet man auch noch die damals angelegten Splitterschutzboxen, in welchen die Maschinen zur Auflockerung und zum Schutz vor Splittern oder Beschuss durch Tiefflieger abgestellt wurden.

Auch die kreisrunde Betonplatte der Kompasskompensierscheibe findet man an diesem Rollweg.

Nutzung

 

 

Von 1935 bis 1944 wurde der Flugplatz NEUSTADT-GLEWE als Arbeitsplatz für verschiedene Flugzeugführerschulen der Luftwaffe u.a. LUDWIGSLUST und SCHÖNWALDE genutzt. Verschiedene Ausbildungseinheiten wurden hier aufgestellt.

 

Am 01. April 1938 wurde die Fliegerwaffenschule E Stolp auf dem Platz aufgestellt und verlegte Ende August desselben Jahres Nach STOLP-REITZ.

 

Am 01. November 1939 entstand in Neustadt-Glewe aus der N.S.F.K.-Schule (A/B) Hamburg das Fliegerausbildungsregiment 22 bzw. 42. Zum 01. Oktober 1941 erfolgte die Umbenennung in Flugzeugführerschule A/B 42 und im September 1942 verlegte diese nach LANGENSALZA.

 

Ab dem 11. Mai 1944 nutzte die Flugzeugführerschule A72 NEUSTADT-GLEWE als Arbeitsplatz von SCHWERIN-GÖRRIES aus. Sie war nach dort von MARKERSDORF, aufgrund ständiger Behinderungen durch Luftalarme, verlegt worden.

 

 

 

 

Durch die sich allgemein verschlechternde Kriegslage und die damit einhergehende ständige Zunahme der Bedrohung aus der Luft durch die Alliierten, wurden durch die Rüstungsindustrie im damaligen Reichsgebiet entsprechende Maßnahmen zur Dezentralisierung der Produktion ergriffen.

Die Norddeutschen Dornier-Werke Wismar waren wiederholt Ziel nächtlicher Angriffe der RAF. Ab 1942 erfolgten in unmittelbarer Nähe zum Platz, in dem heute bewaldeten Bereich links von der Zufahrtstraße, Arbeiten zur Errichtung eines Zweigwerkes. Die deutsche “Gefolgschaft” des Werkes wurde in den Baracken des Fliegerhorstes untergebracht. Neben ihnen waren zunächst Zwangsarbeiter aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich und der Ukraine eingesetzt.

Ab Februar 1945 sind weitere Häftlinge, vor allem aus dem geräumten KL Auschwitz und später auch aus Ravensbrück in das Lager Neustadt-GLEWE gebracht worden. Das Barackenlager dieser Häftlinge befand sich in dem Bereich zwischen den Gebäuden des Fliegerhorstes und dem Dornier-Werk. In der Nähe der ehemaligen Lagerzufahrt ist heute eine Gedenktafel angebracht.

 

Einsätze

 

Am 10. April 1945 landeten erstmals Einsatzverbände der Luftwaffe auf dem Platz. DerStab/Jagdgeschwader 301 und die II./Jagdgeschwader 301 räumte an diesem Tag den bisherigen Standort STENDAL. Neben Focke-Wulf 190 A-8 war ein Teil der Jagdmaschinen vom Typ Ta 152 H-1, welche als das modernste und schnellste von einen Kolbenmotor angetriebene

Jagdflugzeug der Luftwaffe galt. Diese letzten Tage bis zum Ende waren für die Piloten hauptsächlich angefüllt mit Einsätzen gegen Bodentruppen an den mit jedem Tag näher rückenden Fronten in Ost und West sowie Luftkämpfe an dem täglich kleiner werdenden deutschen Himmel.

 

So erzielte beispielsweise am späten Nachmittag des14. April Oberfeldwebel Willi Reschke mit seiner Ta 152 H-1 direkt nach dem Start vom Platz den Abschuss einer britischen Hawker Tempest. Diese unternahm mit einer weiteren Maschine Tiefangriffe auf die in wenigen Kilometern  vorbeiführende Bahnstrecke LUDWIGSLUST - SCHWERIN, was vom Platz aus beobachtet worden war.

Der letzte Einsatz von NEUSTADT-GLEWE aus erfolgte am 30. April in den Raum um Berlin zur Bekämpfung russischer Bodentruppen. Dabei wurden auch die vermutlich letzten Luftsiege für das Geschwader über zwei Jak-9 erzielt.

 

Das Ende

 

 

Gleich im Anschluss an die Landung nach diesem Einsatz erfolgte die letzte Verlegung zu dem Flugplatz LECK in Schleswig-Holstein, allerdings ohne die Flugzeuge!

Diese mussten auf höheren Befehl an das Jagdgeschwader 11, welches am Vortag aus LÄRZ kommend hierher verlegt hatte, abgegeben werden. Aber schon am Morgen des 02. Mai verlegte auch dieses Geschwader nach LECK.

 

Damit endete die Nutzung des Fliegerhorstes NEUSTADT-GLEWE durch die Deutsche Luftwaffe, welche ihn geschaffen hatte. Die am Nachmittag desselben Tages einrückende Rote Armee fanden nur noch zahlreiche gesprengte Flugzeuge der verschiedensten Typen vor.

 

Nach dem Kriegsende wurden die Hallen des Flugplatzes und die Baracken demontiert und als Reparation in den Osten geschafft. Die Hallenböden wurden durch nachhaltige Sprengungen unbrauchbar gemacht. Über den Fundamenten der Baracken wuchs in den folgenden Jahren Gras und vor allem aus den Sprenglöchern später Bäume.

Neubeginn

 

Von 1953 an begann dann auf dem Gelände unter Leitung der GST wieder der Segelflugbetrieb. Später kam noch das Fallschirmspringen sowie der Motorflug hinzu. Einige Hallen und Baracken wurden neu errichtet.

Bis zum Herbst 1989 war der Flugplatz Neustadt-Glewe Bezirksausbildungszentrum im Norden für die Bezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg.

 

Seit dem 12. Juni 1991 war der Platz als Sonderlandeplatz zugelassen. Am 09. Februar 1995 erhielt er die Zulassung als Verkehrslandeplatz.

 

Quellen:

 

-Jürgen Zapf:                                  Flugplätze Der Luftwaffe 1934-1945 - und was                                                        davon übrig blieb

-Eberhart Schulze:             Die Parchimer Flugplätze von 1937-2006

-Willi Reschke:                   Jagdgeschwader 301/302 “WILDE SAU”

Zur Geschichte unseres Vereins.

Er wurde am 20.01.2008 (siehe Foto) gegründet  (nachdem sich der "alte MMFC" verabschieden musste) und kann bislang auf eine erfolgreiche Arbeit zurück blicken.

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